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Die Wirtschaftsinformatikerin – Frau der Stunde und der Zukunft

Die Wirtschaftsinformatikerin – Frau der Stunde und der Zukunft

Die Informationstechnologie hat ihre Bewährungsprobe bestanden und Unternehmen die Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit in der Corona-Krise ermöglicht. Das ist auch das persönliche Verdienst mancher Wirtschaftsinformatikerin in einer zentralen Position.

Quasi von einem Tag auf den anderen wurden Meetings, Unterrichtseinheiten, Beratungsaktivitäten, Einkäufe, Prüfungen und vieles mehr ausschliesslich auf digitalen Plattformen sichergestellt. HomeOffice, Online-Shopping, Fernunterricht und Internetkonzerte waren das Gebot der Stunde. Viele befürchteten, weder die technologische Infrastruktur noch die Prozesse und Kultur würden dieser explosionsartigen Digitalisierung standhalten. Trotz punktueller Versorgungsengpässe bei Handwarekomponenten blieb es äusserst stabil. Ja, es ist gar eine ungewohnte Ruhe eingekehrt. Oder haben Sie die sonst übliche Dauerkritik an der «IT» noch wahrgenommen? Wären da nicht noch die Pannen des bundesnahen Kommunikationsdienstleisters und der damit verbundene, aber auch eher lau ausgefallene, Medienwirbel gewesen, es wäre beinahe unheimlich geworden.

Wirtschaftsinformatikerin als zentraler Erfolgsfaktor

Personen und Berufsgruppen, denen in der ausserordentlichen Lage eine besondere Aufmerksamkeit und Verantwortung zukam, wurde als systemrelevant bezeichnet. Der Begriff ist mein Kandidat für das «Unwort des Jahres». Ist der ganze Rest denn plötzlich irrelevant geworden? Ein despektierliches Bild wurde da gezeichnet.  Wer sich vertieft mit Systemdenken befasst, weiss, dass jedes Element und jede Beziehung relevant für das Funktionieren eines Systems sind. Situativ unterliegen einzelne Elemente einer besonders hohen Belastung. Dann sind sie zu stärken, ohne andere Elemente zu vernachlässigen. Eine besondere Last und Verantwortung hatten Informatiker und Wirtschaftsinformatikerinnen zu tragen. Mancher Unternehmensleitung dürfte noch bewusster geworden sein, welche Abhängigkeit besteht und welches Potenzial in der Förderung der digitalen Zukunft liegen wird.

Chance zur Digitalen Transformation nutzen

Durch die dramatischen äusseren Einflüsse wurde die Umwandlung von analog nach digital mit viel Druck vorangetrieben. Die Nutzung digitaler Daten und Technologien hat eine neue Ebene erreicht. Diese Tatsache sichert alleine keinen Erfolg, sie bildet nur die Grundlage. Jetzt ist die Digitale Transformation gefordert, also die Vernetzung von Menschen mit Dingen, die Bildungen neuer umfassender Informationssysteme. Eine gelungene nachhaltige Verankerung erfordert, dass die Kultur, die Prozesse und die Organisation des Unternehmens die Digitalisierung nun annehmen und sich entsprechend anpassen. Diese ganzheitliche Betrachtung und Neuaktivierung von Werten und Ressourcen des Unternehmens bildet die Herausforderung der Wirtschaftsinformatik. Die Grafik von Frau Prof. Dr. Stella Gatziu Grivas, FHNW, illustriert diese Herausforderung. Die unternehmerische Chance muss jetzt genutzt werden. Dazu benötigt die Wirtschaft kompetente Fachkräfte der Wirtschaftsinformatik.

Zu wenig Frauen in der (Wirtschafts-)Informatik

Das gesamte Berufsfeld der ICT verzeichnet eine enorme Untervertretung von Frauen in einschlägigen Berufen. Gemäss dem Positionspapier der Kommission Bildung von ICT Switzerland ist dies nicht die Schuld von Frauen und Mädchen, sondern Folge eines tief verankerten falschen Kompetenzbildes. Um junge Frauen für Berufe in der Informatik zu begeistern, sind nicht nur weibliche Vorbilder gefragt, sondern vor allem ein Umdenken. In der Familie, in der Schule, in der Berufsberatung, in der Bildungspolitik und vor allem in den Unternehmen.

Gemäss einer WEF-Studie ist in den nächsten Jahren zwar ein positives Job-Nettowachstum erwartet, Qualität, Standort, Format und Dauer der neuen Stellen werden sich aber deutlich verändern. Auch Frauen in der Schweiz werden davon stark betroffen sein, da sie häufig in den typischen KV-Berufen tätig sind, die stark unter Druck kommen werden. In den Berufen, die mit der Digitalisierung an Bedeutung gewinnen, wird ein Fachkräftemangel bestehen, und eben da fehlen Frauen.

Das Engagement von Frauen in der Informatik scheitert nicht primär aufgrund persönlicher Neigungen und Interessen, sondern an den beruflichen Perspektiven, die Frauen in diesem Berufsfeld geboten werden. Es zeigt sich, dass Frauen aufgrund einer stereotypisierten Zuordnung sozial-kommunikativer und organisatorischer Fähigkeiten häufig an der Kundenschnittstelle eingesetzt werden.  Dabei geht die differenzierte Betrachtung von Informatik und Wirtschaftsinformatik oft verloren.

Es ist kein technischer Beruf

Zur Förderung des Frauenanteils in der Wirtschaftsinformatik muss das erwähnte stereotypische Vorurteil nicht einmal durchbrochen werden. Wirtschaftsinformatikerinnen gehen anspruchsvolle Praxissituationen zur Nutzung von Informationstechnologie aus einer betriebswirtschaftlich abgestützten Sicht an und kommunizieren mit den relevanten internen und externen Anspruchsgruppen. Sie analysieren Prozesse und Strukturen, identifizieren Anforderungen und führen diese einer praxisfähigen Lösung zu. Dadurch schaffen sie ganzheitliche soziale und wirtschaftliche Ergebnisse für Wirtschaft, Verwaltung und Private.
Sie führen in Linie oder Projekten Teams, koordinieren, unterstützen und motivieren die an den Prozessen Beteiligten zur Erreichung der Unternehmens- und Projektziele.

VIW mit Aktionen zur Frauenförderung

VIW Wirtschaftsinformatik Schweiz engagiert sich für die Frauenförderung. Einerseits in der Trägerschaft zur Höheren Fachschule für Wirtschaftsinformatik. Zwar sind auch dort in den Lehrgängen der Bildungspartner die Frauen unterrepräsentiert, aber nicht im gleich dramatischen Ausmass, wie in anderen Informatikausbildungen. Dies liegt auch an der Tatsache, dass die Bildungsmodell eine Vereinbarung mit Beruf und eventuell Familie ermöglichen und eine kontinuierliche Entwicklung der beruflichen Aufgabe in die Wirtschaftsinformatik aus rein kaufmännischen Aufgaben heraus, ideal unterstützen. So ist beispielsweise die Aufnahme eines Studiums an einer Höheren Fachschule der Wirtschaftsinformatik direkt nach dem Abschluss als Kauffrau oder Mediamatikerin EFZ oder nach der Handelsmittelschule möglich.

Die Geschäftsstelle VIW informiert Interessentinnen über die Bildungsmöglichkeiten der Wirtschaftsinformatik auf den unterschiedlichen Bildungsstufen. Dazu gehört auch eine in den nächsten Wochen aktivierte Kampagnen-Website mit Portraits von Frauen der Wirtschaftsinformatik.

WI-Update 2020: Treffen der Wirtschaftsinformatik

Der Jahresevent von VIW Wirtschaftsinformatik findet in diesem Jahr im Crypto-Valley in Zug statt. Das Stelldichein der Fachkräfte der Wirtschaftsinformatik beinhaltet die Fachtagung mit Workshops zu aktuellen Themen. Der anschliessend VIW-Afterwork entwickelt sich immer mehr auch zum Klassentreffen von Absolventinnen und Absolventen verschiedenster Bildungspartner. Erstmals wird VIW im Rahmen einer JOB-FAIR Unternehmen und Fachkräfte zusammenbringen. Alle Informationen laufend unter www.wi-update.ch

Reto De Martin

Autor Seit: 11/05/2020

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